Guido Holzknecht wurde am 3. Dezember 1872 als Sohn des Guido Evarist Holzknecht und dessen Frau Ludovica Elisabeth Theresia in Wien, Neubau, Zieglergasse 52 während eines heftigen Gewitters geboren. Vater Guido Evarist kam aus Mähren, die Familie Holzknecht stammt jedoch ursprünglich aus Tirol, vermutlich aus dem ötztal, wo der Name 1608 zu erstenmal auftaucht. Guido Evarist, Beamter in der k.u.k. Armee wechselte nach der Militärzeit den Beruf und wurde Bankbeamter. Seit seiner Zeit in der Armee war er mit Albert Sievert befreundet. Durch ihn lernte er auch seine spätere Ehefrau Ludovica, geb. Sievert, kennen. Nach der Heirat wechselte Vater Holzknecht erneut seinen Beruf und arbeitete im Unternehmen seines Schwiegervaters, des Bernsteindrechslers Sievert, in Wien 7, Zieglergasse, mit. Die Erfindung eines Kunstbernsteins mit dem klingenden Namen "Goldene Ambra" war zwar ein großer Erfolg, Arbeitskräftemangel veranlasste die Firma jedoch im Winter 1878 nach Klosterneuburg zu übersiedeln. Hier erwarb Guido Evarist aus einer Versteigerung ein Grundstück mit einem Haus in der Buchberggasse 27 und kaufte im Jahr darauf das Nachbargrundstück Buchberggasse 29 dazu. Das Unternehmen dürfte ein prosperierendes gewesen sein, und als im Jahre 1882 die "Sparcasse der l.f. Stadt Klosterneuburg" gegründet wurde, scheint er als deren erster Direktor auf. Ausserdem ist er als Besitzer der "Parquettenfabrik Holzknecht und Sohn" in der Aufeldgasse 41 verzeichnet. Daneben war er zusammen mit seinem Schwager Sievert maßgeblich am "Bau-Verein für Klosterneuburg und Umgebung" beteiligt, der während der intensiven Bautätikeit um die Jahrhundertwende komplette Straßenzüge neu erschloss.
Er begann sein Medizinstudium in Straßburg bei den Professoren Schwalbe und Hoppe und setzte es dann in Königsberg fort. Hier konnte er die Vorlesungen von Professor Eiselsberg besuchen. In einem Brief vom Mai 1897 beschreibt er den Chirurgen Eiselsberg als sehr rührigen, nicht phlegmatischen Arzt und Lehrer. Im selben Brief an seinen Vater bezieht er sich noch auf einen weiteren Königsberger Lehrer, von dem er sogar eine Skizze anfertigt: den Internist Prof. Ludwig Lichtheim. Von ihm erhält er die ersten Informationen über die Entdeckung der X-Strahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen in Würzburg.
Während Holzknecht noch in Königsberg studierte, hatte man in Wien schon mit umfangreichen röntgenologisch-medizinischen Untersuchungen begonnen. Namen wie Franz und Siegmund Exner und die II. Medizinische Klinik des Wiener Allgemeinen Krankenhauses sind eng mit diesem Vorgang verbunden.Zu erwähnen sind auch die Physikochemiker Eder und Valenta sowie der Physiker Ernst Mach, die schon 1896 Röntgenbilder von Kleintieren und menschlichen Gliedmaßen erstellten.
Unter Hermann Nothnagel, dem Vorstand der I. Wiener Medizinischen Klinik, wurde Holzknecht Aspirant und 1902 Sekundararzt zur Bedienung des ersten Röntgenapparates (den ja seine Mutter mitfinanziert hatte. 1904 wurde er schließlich zum Abteilungsassistenten ernannt und übernahm 1905 die Leitung des Labors.
Um die Jüdin Marianne Singer heiraten zu können, trat Holzknecht 1910 aus der röm.-kath. Kirche aus. Die Ehe wurde in Wien in der Synagoge in der Seitenstettengasse ordnungsgemäß registriert, war aber nicht von Dauer und endete in Scheidung.
Tragischerweise war den Pionieren dieser neuen epochemachenden medizinischen Technik die schädigende Wirkung der Röntgenstrahlen nicht vollständig bewusst. Immerhin jedoch erkannte Holzknecht den engen Zusammenhang der Hautschädigung mit Dauer und Intensität der Bestrahlung. Mit dem von ihm bereits 1902 konstruierten Chromoradiometer konnten die Strahlungsschäden an seinem Institut um etwa 90% vermindert werden. Dennoch hatte die intensive Strahlung an seinen Händen zu Röntgenkrebs geführt. Der Amputation eines Fingers im Jahr 1910 folgten noch zahlreiche Operationen an den Händen und Armen.
Diesen Leidensweg durchschritt Holzknecht mit beinahe stoischer Gelassenheit und ließ sich schließlich noch spezielle Armprothesen anfertigen, um weiterarbeiten zu können. Nach 64 zum Teil schweren Operationen verstarb Holzknecht am 31. Oktober 1931 durch Röntgenkrebs.
Den Beginn einer Biographie aus dem Jahr 1947 verfasst von Guidos Schwester, Frau Dr. Georgine Holzknecht finden sie hier
Holzknecht verfasste etwa 250 wissenschaftliche Arbeiten wie z.B. ein Lehrbuch zu "Röntgenologische Diagnostik der Erkrankung der Brusteingeweide", (ein Standardwerk der Thoraxdiagnostik) die "Röntgendiagnostik des Magenkrebses", Veröffentlichungen über einen "Röntgenlichtmeßapparat", zahlreiche Abhandlungen zur Strahlentherapie und ein "Handbuch der allgemeinen und speziellen Röntgenkunde".
Eine Schriftenauswahl:
- Röntgenologische Diagnostik der Erkrankung der Brusteingeweide, 1901
- Röntgendiagnostik des Magenkrebses, 1905
- Röntgenologie, 2 Bände, 1918/24
- Röntgentherapie, 1924
- Einstellung zur Röntgenologie, 1927
- Handbuch der Theoretischen und klinischen Röntgenkunde 2 Bände, 1929