Friedrich Zweigelt wurde am 13. Januar 1888 in Hitzendorf, Steiermark geboren. Er verbrachte seine Gymnasialzeit sowie sein Studium der Naturwissenschaften in Graz. Dort war er auch 1910/1911 Assistent am Botanischen Institut. Zweigelt promovierte an der Universität Graz im Jahr 1911. Im selben Jahr wurde er Mitarbeiter an der K.K. Höheren Lehranstalt für Wein-und Obstbau in Klosterneuburg.
1921 begründete Ludwig Linsbauer die Rebstation der Schule. Sein Mitarbeiter war Friedrich Zweigelt. Im Jahre 1922 wird Linsbauer Direktor und Zweigelt übernimmt nun die Leitung der Rebstation.
In diesem Jahr gelang ihm auch die erfolgreiche Neuzüchtung der später nach ihm benannten Rebe durch Kreuzung von "St. Laurent" und "Blaufränkisch". 1956 nach langjähriger praktischer Erprobung gibt Lenz Moser aus Rohrendorf bei Krems der Rebensorte den Namen "Zweigelt". 1972 wird die Rebe erstmals "Zweigeltrebe" genannt. Aber erst 1975 wurde die Weinsorte im Zuge der Qualitätsweinrebensorten-Verordnung in „Zweigelt“ umbenannt.
Auf Zweigelt gehen mehrere Klosterneuburger Züchtungen zurück wie z. B. die Jubiläumsrebe, Blauburger (=Blauer Portugiese, Blaufränkisch).
Dr. Zweigelt leitete neben der Rebenzüchtungsstation in den folgenden Jahren auch die Abteilung "Angewandte Entomologie (Insektenkunde, Anm. d. Verf.) und Pflanzenkrankheiten" und lehrte selbst Entomologie und Pflanzenzüchtung.
Seine 3 größten Veröffentlichungen: "Studien zur Biologie und zum Vorkommen des Maikäfers", (1928) "Blattlausgallen" (1931) sowie das mit A. Stummer bearbeitete Werk "Die Direktträger" (1929).
1938, am Tag des Anschlusses wurde Dr. Friedrich Zweigelt vom Ortsparteiobmann der NSDAP zum kommissarischen Leiter der jetzt "Höheren Staatslehranstalt und Staatsversuchsstation für Wein-, Obst- und Gartenbau in Klosterneuburg bei Wien" bestellt. Er war bereits vor dem Anschlu? illegaler Nationalsozialist gewesen. Das Direktorenamt sowie ab 1943 das Lektorat für landwirtschaftlichen Pflanzenschutz an der Wiener Universität für Bodenkultur hatte er bis 1945 inne. Während des Krieges wurde er Oberregierungsrat.
Zweigelt erfuhr zahlreiche Ehrungen. Er war Ehrenmitglied des Landes-Obst- und Weinbau-Vereins der Steiermark, erhielt die Erzherzog-Johann-Medaille (1936), die Babo-Medaille (1937) und die Karl Escherich Medaille (1937). Nach seiner (Zwangs-)Pensionierung 1945 war er noch Fachkonsulent in der Privatwirtschaft.
Sein Urenkel, Thomas Leithner
in Langenlois schließt die Rückschau auf den Vorfahren
so:
"Dr. Friedrich Zweigelt starb 1964 in Graz. Sein einziger Sohn war
in Langenlois verheiratet, Arzt und fiel im 2. Weltkrieg. Er
hinterlie? zwei Kinder - Herfried und Heidelinde. Mit der
Pensionierung meines Onkels hört das Weingut Zweigelt auf zu
bestehen. Ich führe die Tradition fort."
Neben den oben genannten erschienen noch zahlreiche weitere
Veröffentlichungen. Von 1917 - 1921 redigierte er die Zeitschrift
des österreichischen Entomologen-Vereines, 1929 - 1943 "Das
Weinland", Zeitschrift für Weinbau und Kellerwirtschaft.
Der Zweigelt ist in mehrerer Hinsicht von großem Interesse: Denn nicht nur, dass es sich bei der Kreuzung aus Blaufränkisch und St. Laurent um die erfolgreichste Neuzüchtung von Professor Friedrich Zweigelt aus Klosterneuburg handelt, die Rebsorte ist mittlerweile die wichtigste Rotwein-Rebe Niederösterreichs - und das sowohl quantitativ als auch qualitativ. Dabei wurde der Zweigelt 1922 ursprünglich ja nicht als Qualitäts-Bringer gezüchtet, sondern als Rotwein-Rebe, die auch im kühlen Klima Niederösterreichs und bei geringen Bodenansprüchen reichliche Erträge bringt. Das Verhältnis der Winzer zum Zweigelt hat sich aber spätestens in den 80er-Jahren und mit zunehmendem Interesse an hochwertigem Rotwein stark verändert. In optimalen Lagen - und da gibt es bei den über 2.100 Hektar in Niederösterreich eine Menge - kann der Zweigelt nämlich einen hochfärbigen Rotwein mit verführerischem Duft und Aroma reifer Kirschen und Weichseln erbringen.
(Aus "Das Weinglossar zum Weinherbst")
Die Sorte wird vorwiegend in Österreich, wo sie mit rund 4.350 Hektar (9% der Gesamt-Rebfläche) die häufigste rote Rebsorte ist, in kleinen Mengen in Deutschland (Saale-Unstrut, Würtemberg, Franken) sowie in England versuchsweise angebaut.