Um 1867, im Jahr des Ausgleichs, der geplanten Magyarisierung der deutschsprachigen Staatsbeamten zu entgehen, ließ sich Martin Schömer pensionieren und zog mit seiner fünfköpfigen Familie 1870 nach Wien, in der Absicht sich als selbstständiger Baumeister eine neue Existenz zu schaffen. Mit vorübergehenden Aufenthalten in Dornbach und Weidling gelangte die Familie schließlich nach Klosterneuburg, wo 1873 in der Leopoldstraße 30 das Familienstammhaus errichtet wurde. Ab 1874 war hier auch der Sitz der neugegründeten Baufirma.
Baumeister Martin Schömer starb am 29. 12. 1909 im Alter von 79 Jahren in Klosterneuburg. Während drei seiner vier Kinder in unserer Stadt blieben, kehrte Franz (Ferenc) Schömer aus familiären Gründen wieder nach Ungarn zurück. Er hatte an der k.k. Akademie der bildenden Künste in Wien unter Dombaumeister
Friedrich Schmidt sein Architektur-Studium äusserst erfolgreich abgeschlossen, entwarf in Ungarn zahlreiche prominente Bauten und wurde schließlich zum Stammvater eines sehr umfangreichen Zweiges der Familie, dem auch zahlreiche Architekten entsprossen. Rosina Schömer heiratete Adolf Töpfer und Carl Schömer arbeitete als Baumeister und Inhaber einer Beton- und Kunststeinfirma eng mit seinem ältesten Bruder Josef zusammen. Sein Firmensitz befand sich im Haus Agnesstraße 10.
Josef Schömer besuchte von 1873-1875 die Baugewerbeschule. Als bei den ersten Restaurierungsarbeiten an der Stiftskirche Dombaumeister Friedrich von Schmidt auf ihn und seine Tüchtigkeit aufmerksam wurde, forderte er Schömer auf, an der Akademie der bildenden Künste die Meisterschule für Baukunst zu besuchen, was auch geschah. In den Jahren 1876 bis 1882, unterbrochen vom zweijährigen Militärdienst, vollendete er schließlich seine Studien.
Im Jahr darauf wurde Schömer Bürger der Stadt Klosterneuburg, und ab 1897 begann seine Karriere als christlichsozialer Politiker im Gemeinderat dem er vorerst bis 1899 angehörte.
All diese Verdienste gaben dem damaligen Gemeinderat den Anlass, ihn am 7. 9. 1922 zum Bürgermeister zu wählen. In dieser Funktion wirkte Josef Schömer bis 1929. Dank seiner Objektivität, seines Wohltätigkeitssinnes und seines konzilianten Wesens genoss er unumschränktes Vertrauen und weitestgehende Sympathie in der Bevölkerung. Ein sachliches, konstruktives Verhältnis pflegte der christlichsoziale Bürgermeister Schömer mit seinem sozialdemokratischen Vizebürgermeister Josef Ochsner zum Wohle der Stadt. In diesem Sinn seien die Zu-und Einleitung des Hochquellenwassers oder auch der Ausbau des Strandbades erwähnt.
Josef Schömer starb nach einem erfüllten Leben am 26.6.1942.