Glasfenster, Heilgenkreuz
Brunnenhaus, 1200
Namens-Schriftzug
Otto wurde als fünfter Sohn
des Markgrafen Leopold III.
von Österreich und der
Agnes, Tochter Kaiser
Heinrichs IV., um 1112 geboren. Er war somit
Bruder des Erzbischofs
Konrad II. von Salzburg,
Halbbruder
König Konrads III.,
Enkel
Kaiser Heinrichs IV.
und Onkel Kaiser
Friedrich Barbarossas.
Seine erste Ausbildung erhielt er im Chorherrenstift
Klosterneuburg, das sein Vater 1114 gegründet hatte. Im
Jahre 1126 wurde er von diesem zum Propst des
Stiftes ernannt. Noch im gleichen oder im nächsten Jahr begab
sich Otto zu Studien nach Frankreich, vor allem nach
Paris, wo er sechs Jahre verbrachte.
Im Jahre 1132 trat er mit mehreren zum Teil ebenfalls
adeligen deutschen Studiengefährten in die Zisterzienserabtei
Morimond in der Champagne als Novize ein, zu deren Abt
er im Januar 1138 gewählt wurde. Doch schon im Sommer
1138 erhob ihn
König Konrad III.
auf den vakanten Freisinger Bischofsstuhl. Als Bischof
bemühte sich Otto um eine Reform des religiösen Lebens seiner
Diözese, kümmerte sich aber weniger um die Reichspolitik.
Ergriffen vom kirchlichen Erneuerungseifer seiner Zeit - er
trug als Bischof noch die Mönchskutte - brachte er die
darniederliegende religiöse, wissenschaftliche und kulturelle
Situation des Freisinger Bistums, vor allem auch der Domschule,
wiederum auf beachtliche Höhe. Er reformierte energisch Ordens-
und Weltklerus, gründete neue Klöster, z. B. Schäftlarn
und Schlehdorf 1140, Neustift bei Freising 1141.
Merkwürdigerweise waren diese jedoch keine Zisterzienserklöster
(Neustift, Schäftlarn: Prämonstratenser, Schlehdorf: Augustiner
Chorherren)! Die Freisinger Kirche befreite er von drückender
weltlicher Vorherrschaft.
Im Auftrag
Konrads III.
war er auch diplomatisch tätig: Er unternahm drei Reisen nach
Rom. Unter
Kaiser Friedrich Barbarossa
war er beim Vergleich zwischen Staufern, Welfen und Babenbergern
sowie bei der Beilegung des Streites mit
Papst Hadrian IV. beteiligt.
In den Jahren 1147 bis 1148 nahm er am
zweiten Kreuzzug als Heerführer teil und setzte sich
beim Tode Konrads III. tatkräftig für eine Verständigung
zwischen Staufern und Welfen ein.
Sein Ideal, auch in der Frömmigkeit, war das Maßhalten.
Bernhard von Clairvaux
Federzeichnungen aus der Weltchronik
blieb ihm Zeit seines Lebens zuinnerst fremd. In der Geschichte
der Philosophie gilt er als einer der ersten, die den neuen
Aristoteles nach Deutschland brachten. Von seinem literarischen
Schaffen besitzen wir nur Bruchstücke. Verloren gingen seine
philosophischen Schriften und seine Korrespondenz. Als
Zisterzienser war Otto den religiösen Idealen und der
Geisteswelt seiner Epoche aufs engste verbunden, als
Geschichtsschreiber schuf er die überragenden Werke der
frühstaufischen Historiographie.
Durch seine Verwandschaft mit dem Kaiserhaus wurde ihm eine
besondere Einsicht in Geschichte und Politik zuteil, wie sie
nur wenigen seiner Zeitgenossen gegeben war. Sein erstes Werk,
die
Historia de duabus civitatibus,
eine Weltgeschichte in 8 Büchern, schrieb er von
1132 bis 1146 und überarbeitete diese nochmals im Jahre
1157. Das Werk wurde Höhepunkt der Geschichtsschreibung
im Mittelalter: Es widmete sich der Umformung augustinischer
bzw. platonischer Ideen, vor allem der Zweistaatentheorie. Im
Mittelpunkt standen die Weltreiche, die wie alle Kultur vom
Osten nach dem Westen wanderten und im
Imperium Romanum ihre endgültige Gestalt bis zum
Weltende fanden. Entscheidend für 0tto war, dass die
Ecclesia Christi sich mit dem Imperium Romanum verband
und so zur Civitas Dei wurde - Harmonie der geistlichen
und weltlichen Gewalt. Damit erfuhr die
Civitas Dei
(Augustinus:"De Civitate Dei" -
Über den Gottesstaat, 22 Bücher, geschrieben von 413 bis 426,
Anm. d. Verf.) im Gegensatz zu der des
Heiligen Augustinus
eine Verwirklichung auf Erden. Die Bedeutung des Werkes liegt
somit in seiner geschichtstheologischen, Augustins Lehre von
den zwei Civitates erweiternden Ausrichtung.
Otto v. Freising, Unbek. Maler, 17.Jht
Öl auf Leinwand, Stiftsmuseum Klbg.
Kirchenfenster von
M. Häusle in der
Pfarrkirche Liesing
Im Jahre 1157 wurde Otto von Kaiser Friedrich Barbarossa
offiziell damit beauftragt, die Taten des Kaisers darzustellen.
Unter dem Eindruck der hoffnungsvollen Regierung
Friedrich Barbarossas
begann 0tto um 1156 die Sammlung der Gesta Friderici in zwei
Büchern:
Buch I behandelte die Zeit von
Heinrich IV. bis Konrad III.,
im Gegensatz zur Anschauung im Chronicon als Zeit der
Vorbereitung der kommenden kaiserlichen Machtfülle unter
Friedrich Barbarossa
dargestellt. Buch II beschrieb
Barbarossas Geschichte von 1152 bis
1158.
0tto verwendete hier zum Teil wörtlich, zum Teil Auszüge aus
mehreren kaiserlichen Aktenstücken. Die Gesta sind
geschichtsphilosophisch weniger gedankentief, vermitteln aber
höchst lebendige Charakteristiken kirchengeschichtlich
bedeutsamer Persönlichkeiten (auch so umstrittener wie
Pierre Abaelard
und
Arnold von Brescia).
Otto konnte sein Werk nicht mehr vollenden. Er starb auf
dem Weg zum Generalkapitel nach Cîteaux in seinem
vormaligen Kloster Morimond am 22. September 1158.
Fortgesetzt wurden die Gesta bis 1160 von Ottos
Sekretär Rahewin und von
Otto von St. Blasien.
0tto selbst hinterließ keine selbstbiographischen Notizen. Aber
Rahewin zeichnete anschaulich und eindrucksvoll seine edle
Persönlichkeit nach.
Hinweis:
Der Hintergrund dieser Seite zeigt ein Abbild Ottos als
Bischof mit einer Darstellung der Stadt Freising aus dem
Babenberger
Stammbaum
im Stift Klosterneuburg.